Viele Amateurkicker kennen das Problem: Aggression und Beleidigungen auf und neben dem Fußballplatz. In einigen Fällen führt das sogar zu Spielabbrüchen. Um sich einen Überblick über die Gründe für Spielabbrüche zu verschaffen und die Maßnahmen zur Gewaltprävention zu optimieren, hat der DFB eine Studie in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse daraus wurden nun veröffentlicht.

Häufigster Auslöser sind vermeintliche Fehlentscheidungen

„Auch wenn nur ein Bruchteil aller absolvierten Spiele gewaltbedingt abgebrochen wird, müssen wir uns diesem Thema noch intensiver widmen. Der Schutz der Unparteiischen und des Sports steht an oberster Stelle!“, erklärt DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann auf der DFB-Webeite. Dazu hat sich die Tübinger Kriminologin der Eberhard Karls Universität Dr. Thaya Vester alle gewaltbedingten Spielabbrüche der Saisons 2018/19 und 2019/20 näher angeschaut. Von insgesamt 2.349.976 Spielen wurden 973 abgebrochen. Das entspricht einer Quote von 0,041%, beziehungsweise jedem 2415. Spiel. Die Spielabbrüche wurden mit 92 Variablen analysiert, von Auslösern bis hin zur Verfahrensdauer.

Vester unterscheidet in der Studie zwischen inneren und äußeren Einflüssen. Aus dem Spiel heraus seien vor allen Dingen vermeintliche Fehlentscheidungen (29,8%) der Schiedsrichter für einen Spielabbruch verantwortlich. In 26,1% der Fälle ist die Diskussion zwischen grobem Foulspiel und hartem Zweikampf ausschlaggebend für eine Eskalation. Konflikte mit interkulturellen Auslösern (4,7%) und Probleme mit Zuschauern (4,2%) kommen hingegen recht selten vor.

„Mir fehlt bisweilen das klare Durchgreifen“

Außerdem ergeben die Studienergebnisse, dass verhältnismäßig viele Spiele in den letzten drei Minuten vor der Halbzeit abgebrochen werden und häufig Einwechselspieler negativ herausstechen. Zudem werden mehr Spiele in der zweiten Hälfte der Hinrunde, als in den anderen Saisonvierteln abgebrochen. Nicht selten sieht sich der Schiedsrichter selbst in Gefahr. Dies kam in 38,4% der abgebrochenen Partien zum Vorschein.

Das Problem ist dem DFB bekannt. Um dagegen vorzugehen gründete er die Projektgruppe „Gegen Gewalt gegen Schiedsrichter“, aus der nun die Studie entstanden ist. Zu den Handgreiflichkeiten komme laut Thaya Vester die sprachliche Gewalt auf dem Platz. Neben übelsten Beleidigungen, rassistischen und misogynen Diskriminierungen komme es sogar zu Morddrohungen. Bei der Auflösung fehlt Vester „bisweilen das klare Durchgreifen. Nur wenige Landesverbände ahnden Vergehen mit weitergehenden Auflagen wie Platzaufsicht oder Vereinssperre.“ In ihren Augen müsse es einheitliche Spielwertungen und höhere Strafen geben.

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Wenn du selbst Erfahrungen mit Gewalt- und/oder Diskriminierungsvorfällen gemacht hast, kannst du dich an die Anlaufstellen der Landesverbände wenden. Diese werden sich um die Aufarbeitung kümmern und entsprechende Hilfe bieten.

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