Der Greifswalder FC schreibt Fußballgeschichte: Ungeschlagener Tabellenführer in seiner zweiten Regionalliga-Saison. Mit einem starken Trainer, einem eingeschworenen Team und einer vielversprechenden Kadermischung träumen sie von der 3. Liga. 

Vom Abstiegskandidaten zur Regionalliga-Sensation

Aufgestiegen in die Regionalliga, in der ersten Saison den Klassenerhalt gesichert und aktuell ungeschlagener Spitzenreiter – was wie ein Märchen klingt, ist für den Greifswalder FC gerade Realität. Nach vier Jahren in der NOFV-Oberliga Nord hat es in der Saison 2022/23 endlich mit dem Aufstieg in die Regionalliga Nordost geklappt. Dort sicherte sich der GFC auf Biegen und Brechen am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt. Der Verlauf dieser Saison sieht anders aus: Mit 20 Punkten aus 8 Spielen steht die Mannschaft von Lars Fuchs auf Tabellenplatz 1. Gemeinsam mit den Würzburger Kickers ist man deutschlandweit eines der beiden Regionalliga-Teams ohne Niederlage. Vergangenes Wochenende schlug man Verfolger Hertha BSC II mit 5:2. Nur gegen Carl Zeiss Jena und den BFC Dynamo war lediglich ein Unentschieden drinnen. Welche Gründe sind ausschlaggebend für den Erfolg des Teams?

Der Wunder-Trainer

Der angesprochene Lars Fuchs kam im April diesen Jahres, um den Greifswalder FC vor dem Abstieg zu retten. Davor war er für die Nachwuchsmannschaften des 1. FC Magdeburg und Hannover 96 zuständig. Seine Philosophie kommuniziert er klar an sein Team: Disziplin, Einsatz und eine hohe Laufbereitschaft stehen dabei ganz oben auf der Liste. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass jeder Spieler seine Rolle kennt. 

Ein „geiler Haufen“ auf dem Weg nach oben

Nach der mittelmäßigen letzten Saison gab es im Sommer beim Greifswalder FC einen großen Umbruch. Neben 14 Neuzugängen musste der Club 16 Abgänge hinnehmen. Trotz diesem beinahe komplett neuen Kader spielen die Jungs zusammen, als würden sie sich bereits jahrelang kennen und blind verstehen. Nach dem deutlichen 1:5-Sieg gegen den FSV 63 Luckenwalde fand Mittelfeldspieler Niklas Brandt klare Worte: “Wir sind ein eingeschworener Haufen”. Can Coskun, der im Sommer vom FSV Zwickau kam, wurde sogar noch deutlicher: “Wir sind eine geile Band.” Eine Folge: Spieler wie Oliver Daedlow haben den Raum, sich zu entwickeln. Bei seinem vorherigen Verein, dem F.C. Hansa Rostock, war er in 18 Einsätzen für keine einzige Vorlage oder Tor verantwortlich. Beim Greifswalder FC kam er in seinen ersten 7 Spielen schon auf 2 Tore und 2 Vorlagen.

Erfahrung und junge Talente im Einklang

Nach dem Umbruch startet der Greifswalder FC mit einer guten Mischung aus Erfahrung und jungen Talenten. Zudem hat sich der Verein im Sommer gut verstärkt: 10 der 14 Neuzugänge sind gesetzte Stammspieler und standen mindestens 7 der insgesamt 8 Liga-Partien auf dem Feld. Vor allem Torwart Jakub Jakubov, der vom BFC Dynamo kam, spielt eine entscheidende Rolle beim Erfolg des GFC. In 8 Partien kassierte er lediglich 6 Gegentore. Das hat er aber auch der brillanten Defensive vor ihm zu verdanken. Linksverteidiger Can Coskun hält nicht nur die Bälle weg vom eigenen Tor, sondern geht öfter auch mal selbst auf Tore-Jagd: Im Spiel gegen den FSV Luckenwalde erzielte er einen Doppelpack. Daneben sind Abwehrchef Mike Eglseder, Mittelfeldspieler Niklas Brandt und Kapitän Tom Weilandt wichtige Stützen. Neben der stabilen und vor allem konstanten Defensive schießt der erfahrene Mittelstürmer Soufian Benyamina vorne die Tore. Allein 6 der 18 GFC-Buden gehen auf seine Kappe. Zudem war er an 2 Toren als Vorlagengeber beteiligt. 

Greifswalds 12. Mann

Im Volksstadion Greifswald versammeln sich im Schnitt etwa 2000 Zuschauer, um den lokalen Greifswalder FC kicken zu sehen. Gegen die Hertha-Amateure wurde außerdem ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt: Über 3.000 Anhänger sahen den 5:2-Sieg. Diese Unterstützung gibt dem Team und dem Trainer den nötigen Rückenwind, um konsequent weiter oben zu stehen. Für den echten Fußball ist es vor allem schön zu sehen, dass sich der GFC gegen finanziell stärkere Traditionsclubs und Reserve-Teams behaupten kann.

Die 3. Liga im Visier

Mittel- und langfristig in die 3. Liga. Das ist das ausgesprochene Ziel des GFC. Doch zunächst gilt es weiterhin konstante Leistungen zu bringen und oben mitzuspielen. Am Samstag wartet der nächste schwere Gegner. Dann geht es zum Tabellenfünften Viktoria Berlin. Ob der Greifswalder FC danach immer noch ungeschlagen die Tabellenspitze dominiert, bleibt abzuwarten.

Text: Anna-Lena Mark