Regionalligist Chemie Leipzig ist das beste Beispiel dafür, dass man auch mit einer relativ jungen Vereinshistorie und ohne Großinvestor erfolgreichen Fußball spielen kann. Der einstige DDR-Meister, der sich im Laufe der Geschichte mehrmals neu gründete, hält unter anderem den Zuschauer-Rekord für ein Fußballspiel in Deutschland. Wie immer wollen wir dir interessante Vereine aus dem Amateurbereich näherbringen. Deswegen dürfen die Leipziger und ihre Geschichte nicht fehlen. Mit ihren einzigartigen Fans, die den Verein im Alleingang dahingebracht haben, wo er heute steht, ist die BSG ein Aushängeschild des echten Fußballs. Tauche mit uns ein, verfolge den Weg von der 12. Liga bis in die Regionalliga nochmal mit und genieße pure Fußballromantik.

BSG Chemie Leipzig – ein Verein mit vielen Vorgängern

Der Werdegang der Ostdeutschen hat seit der Gründung außergewöhnliche Wege eingeschlagen. Der heutige Klub wurde rechtlich gesehen erst 1997 ins Leben gerufen. Jedoch sieht sich der Verein als legitimer Nachfolger vom gleichnamigen Klub, der 1950 entstand. Dementsprechend sind auch die Titel von den Vorgängervereinen in der Historie mit verankert. Doch der Reihe nach:

Offiziell ist der Ursprung von Chemie Leipzig auf das Jahr 1950 zurückzuführen. Die Gründung erfolgte aufgrund der Neuorganisation der DDR-Sportvereine auf Basis von der erfolgten Umwandlung der ZSG Industrie Leipzig/Abteilung Leutzsch in die BSG Chemie Leipzig. Die Wurzel der späteren BSG Chemie Leipzig bildete jedoch der 1932 gegründete Sportverein für Turnen und Rasenspiele 1932 Leipzig.

Als Betriebssportgemeinschaft organisiert, spielte der Klub auf Anhieb ganz oben mit. Bereits in der ersten Saison 1950/51 holte man vor 60.000 Zuschauern die Meisterschaft der DDR.

Erste Auflösung des Vereins und der Weg ins internationale Geschäft

Auf den Meistertitel folgte 1954 angesichts der Umstrukturierung des Fußballs in Leipzig die erste Auflösung des Vereins. Die Spieler wandten sich vor allem dem neu gegründeten Klub Lokomotive Leipzig zu, welcher als Nachfolger von Chemie galt. Deswegen ist der Triumph von 1957 im FDGB-Pokal auch in der Historie von Chemie Leipzig zu finden. Bis heute hält der Verein den Zuschauer-Rekord in Deutschland. Im Spiel gegen SC Rotation Leipzig am 9. September 1956 waren 100.000 Zuschauer im Zentralstadion vor Ort. 1963 wurde der SC Lokomotive Leipzig mit dem SC Rotation Leipzig zum SC Leipzig zwangsvereinigt.

Die Folge: 1963 wurde die BSG Chemie erneut ins Leben gerufen. Was dann passierte, erhielt einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Wie schon 1951 holte die neu zusammengewürfelte und als nicht trainierbare Truppe abgestempelte Mannschaft in ihrem Debütjahr die Meisterschaft in der DDR-Oberliga. Schon damals wurde ein Schnitt von rund 20.000 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark erreicht. In der darauffolgenden Saison spielte die Mannschaft im Europapokal der Landesmeister, schied aber gleich in der ersten Runde gegen den ungarischen Meister Vasas Györ aus.

1966 konnte die BSG Chemie Leipzig erneut den FDGB-Pokal gewinnen. Durch den Pokalsieg spielten sie wieder international. Diesmal im Europapokal der Pokalsieger. Schlug man in der ersten Runde noch Legia Warschau, scheiterte man gegen Standard Lüttich dann nur am Torverhältnis.

Das erneute Ende der Leipziger

An diese großen Erfolge konnte die BSG Chemie Leipzig in den folgenden Jahren nicht wieder anknüpfen. 1971 stieg der Verein erstmals aus der höchstklassigen Oberliga ab. Man entwickelte sich zu einem Fahrstuhlklub. Mehrere Auf- und Abstiege prägten die 1970er und 80er Jahre.

Aufgrund des Mauerfalls 1989 wurde der Fußball in Ostdeutschland neu und wirtschaftlicher organisiert, welcher zum Kollaps des Vereins führte. So wurde die bisherige BSG Chemie Leipzig ein Jahr später in FC Grün-Weiß 1990 Leipzig umbenannt. Durch die neuen Auflagen hätte man allerdings drittklassig spielen müssen. Folglich entschied sich der Klub auf eine Fusion mit dem FSV Böhlen, um sportlich nicht abzurutschen. Nur zwei Monate später entstand dadurch der FC Sachsen Leipzig, welcher das Aufstiegsrecht in die damalige Oberliga wahrnahm. Das Kapitel Chemie Leipzig fand somit ein erneutes Ende.

Die Auferstehung von Chemie Leipzig – Ein Fanprojekt

Der Spirit des Vereins lebte, trotz Umbenennung in FC Sachsen Leipzig, weiter. Um die Kultur der BSG zu bewahren, gründeten Anhänger von Sachsen Leipzig im Jahr 1997 den „neuen“ BSG Chemie Leipzig. Ziel des abermals neu gegründeten Klubs war es, die Marke und den Namen zu schützen. Der Verein arbeitete des Weiteren eng mit dem FC Sachsen Leipzig zusammen, um eben jenen zu fördern.

Aufgrund von finanziellen Problemen leitete der FC Sachsen Leipzig 2001 ein Insolvenzverfahren ein. Damit die BSG auch unabhängig vom Verlauf des FC bestehen konnte, wurde 2004 die Vereinsatzung umgeschrieben. Im gleichen Atemzug benannte sich der Verein in Ballsportgemeinschaft Chemie Leipzig um. Ein bedeutender Wendepunkt für den Klub kam dann im Jahr 2008. Die treue aber unzufriedene Fanbasis gründete den Verein unter dem Namen BSG Chemie Leipzig einfach neu. Da man mit einer neuen Mannschaft in der Kreisklasse 3 beginnen müsste, war zunächst das Ziel, überhaupt eine schlagkräftige Truppe auf den Rasen zu bringen. Einem Aufruf, sich als Spieler der BSG anzuschließen, folgten aufgrund der hohen Strahlkraft und dem historischen Namen viele talentierte und begeisterte Kicker.

Und so ging man ab der Saison 2008/09 in der 12. Liga! an den Start. Sofort hatte man auch Fan-Support: Zu einem kleinen Sportplatz kamen 500 Anhänger, um sich die Heimspiele ihres Herzensklubs anzuschauen, der nun vollständig wiederbelebt war. Nach den erfolgreichen ersten Jahren und drei Aufstiege später spielte der Verein ab 2011 wieder im traditionsreichen Alfred-Kunze-Sportpark und wurde in die Betriebssportgemeinschaft Chemie Leipzig umbenannt. Nach einer zweiten Insolvenz 2009 wurde 2011 auch die Auflösung des FC Sachsen Leipzig bekannt gegeben. Deren Erfolge im sächsischen Pokal des FC in den Jahren 1993, 1994, 1995 und 2005 gehören trotzdem der Historie der BSG an. Heute lebt nun nur noch, dank der einzigartigen Fans, die wahre BSG Chemie Leipzig.

Wo spielt Chemie Leipzig aktuell? Bleib dran mit KICK.TV

2018 feierte Chemie Leipzig den nächsten Triumph im sächsischen Pokal. In der ersten Runde der folgenden DFB-Pokalsaison verbuchte man sogar einen Überraschungssieg gegen den damaligen Zweitligisten Jahn Regensburg. Die BSG war nun auch ganz Fußballdeutschland wieder ein Begriff. Seit 2019 spielt man in der Regionalliga Nordost. Nach einem zwölften Platz im Vorjahr, stand man in der Saison 2020/21 auf einem hervorragenden dritten Rang. Aufgrund der Corona-Pandemie ruhte der Ball fortan in Deutschlands vierthöchster Spielklasse. Hoffnung auf mehr und den Aufstieg in den Profifußball ist aber geweckt worden. Verdient hätten es sich die „Grün-Weißen“ mit seinen unbezahlbaren Fans auf jeden Fall.

Erst im letzten Jahr kamen erneut 4.000 Zuschauer zum Regionalligakracher zwischen Chemie und dem BFC Dynamo. Ausschnitte vom Spiel, Fan-Stimmen über ihre BSG und pure Fußballromantik kannst du dir hier anschauen. Die gleichen Anhänger sind es auch, die die Werte des Vereins voll ausleben. Rassismus und Diskriminierung haben hier nichts zu suchen. Soziale Projekte und das gemeinsame Miteinander werden gefördert, wie vor kurzem beim internationalen Begegnungfest im Alfred-Kunze-Sportpark. Die BSG Chemie Leipzig steht wie KICK.TV für den echten Fußball! Bleib mit uns dran und verfolge die Leipziger auf ihrem weiteren spannenden Weg. Interviews, Spielzusammenfassungen und Geschichten liefern dir unsere Kanäle auch zu anderen Amateurklubs, wie dem bitteren Lokalrivalen 1. FC Lokomotive Leipzig. Nur bei KICK.TV, der größten Videoplattform für den deutschen Amateurfußball.