Der VfB Lübeck ist ein spannender Traditionsverein, der sich besonders in den letzten Jahren wieder ins Rampenlicht des Profifußballs zurückgekämpft hat. In seinem mehr als hundertjährigen Bestehen hat der Verein bereits mehrere Insolvenzen und Zwangsabstiege hinter sich. Trotz dieser und weiterer Rückschläge hat sich der Klub nie unterkriegen lassen. Unter Dieter Hecking spielt man zwischenzeitlich sogar in der zweiten Bundesliga. Von Kantersiegen gegen den FC St. Pauli, DFB-Pokal-Wundern und Derbys mit 12 Toren. Hier erfährst du alles, was du über den VfB Lübeck wissen solltest.

Die Anfänge als Klub der Arbeiterklasse – Bis zur Machtübernahme der NSDAP

Der Beginn des Fußballs in der norddeutschen Hansestadt liegt im Sommer 1919. Eine Gruppe junger Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren tut sich hier zusammen, um gemeinsam gegen einen Ball zu treten. Aus der Arbeiterklasse stammend, spielen sie schon mehrere Monate als ‚Straßenballclub Hansa‘. Um dann auch am aktiven Mannschaftssport teilnehmen zu können, wird aus dieser Truppe der BSV Vorwärts 1919 Lübeck. Vereinsfarben sind zu dieser Zeit Braun-Weiß.

Der Verein spielt in den 20er und 30er Jahren in den örtlichen Bezirksligen, ohne hier nennenswerte Erfolge zu feiern. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird der Klub, der dem linken politischem Spektrum entspringt, verboten. Dabei werden das gesamte Vermögen, sämtliches Sportgerät und alle Unterlagen beschlagnahmt.

Die ersten Jahre des VfB: Gründung und Zuschauermagnet

Anders erging es einem weiteren Lübecker Verein, der zu dieser Zeit aktiv ist. Dem SV Polizei Lübeck war aufgrund der politischen Nähe das Weiterbestehen erlaubt. Hier wurden nur die ‚demokratischen Strukturen‘ entfernt. Polizei Lübeck ist wie „Vorwärts“ ein Klub der örtlichen Bezirksligen.

Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges verändert sich die Sportlandschaft immens. Wie in der sowjetischen Besatzungszone werden alle bestehenden Vereine aufgelöst. Bereits wenige Monate später treten Vertreter von Polizei Lübeck mit den britischen Besatzern in Kontakt, um eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu diskutieren. An diesen sind auch Mitglieder von BSV Vorwärts beteiligt. Am 20. September 1945 wird dann in einem Lübecker Restaurant die Vereinsgründung von je sieben Mitgliedern des ehemaligen BSV Vorwärts 1919 Lübeck und der SV Polizei Lübeck schriftlich festgehalten. Name des neuen Klubs: VfB Lübeck 1919.

Die Mannschaft zieht in der Nachkriegszeit viele Zuschauer an. Die Spiele des VfB bieten eine gute Möglichkeit, dem tristen Alltag zu entkommen. Zu den Besuchern gehören auch bekannte Persönlichkeiten wie Boxweltmeister Max Schmeling. 1948 kommen zu einem Heimspiel gegen den FC St. Pauli über 14.000 Zuschauer.

Fahrstuhlverein und Siege gegen die Großen

Die 1950er Jahre sind sportlich durchwachsen. Die Mannschaft wandert zwischen den höchsten Spielklassen der britischen Besatzungszone, der erstklassigen Oberliga Nord und der zweitklassigen Amateurliga Schleswig-Holstein. Während dieser Zeit steigt der VfB regelmäßig auf und ab. In der unteren Spielklasse sind die Lübecker meist klar favorisiert. In der Oberliga ist das sportliche Niveau der großen Vereine wie dem Hamburger SV oder Werder Bremen aber zu hoch. Dennoch gehört diese Zeit zu den Höhepunkten der Vereinshistorie.

1958 gelingt sogar ein kleines Wunder, als man nacheinander Serienmeister HSV mit 3:1 besiegen und den SV Werder Bremen sogar mit 8:3 aus dem eigenen Stadion schießen kann. Dennoch steigt der VfB in dieser Saison ab. Besonders bitter: Der rettende 14. Tabellenplatz wird kurz vor Ende der Saison vom verhassten Rivalen Phönix Lübeck erobert.

Ende der 1950er verbessert sich die sportliche Situation der Lübecker wieder. Man kann sich zwar 1962 nicht für die neu geschaffene Bundesliga qualifizieren. Die Teilnahme an der zweitklassigen Regionalliga Nord ist allerdings gesichert.

Aufschwung in der Regionalliga – Und die ersten Rückschläge

Der Aufwärtstrend setzt sich auch in den nächsten Jahren fort. Mitte der 1960er Jahre gilt der VfB als heißer Aufstiegskandidat. Man verfügt regelmäßig über die stärkste Verteidigung der Liga. Gepaart mit einer guten Offensive mündet die stetige sportliche Entwicklung in der Qualifikation für die Bundesliga-Aufstiegsrunde 1968/69. Damit verbunden wird die Vizemeisterschaft der Regionalliga Nord gefeiert.

Die Spiele der Aufstiegsrunde verliefen allerdings enttäuschend. Aus den 6 Partien konnte lediglich ein einziger Punkt gewonnen werden. Das Ziel Bundesliga wurde deutlich verfehlt. In dieser Zeit machen die finanziellen Sorgen des Vereins Runde. Durch „Verfehlungen im Umgang mit Sponsoren“ verliert der Verein viel Geld. 1972 steht man aus der Not heraus sogar kurz vor einer Fusion mit dem Konkurrenten Phönix Lübeck. Diese scheitert aber am Veto des DFB. Für die Fans beider Lager war das eine positive Nachricht. Für den VfB nicht.

Eine Krise jagt die nächste

Nach dem verhinderten Zusammenschluss kann die Insolvenz nur mithilfe der neuen Vereinsführung abgewendet werden. Der angeschlagene Klub hat durch die interne Unruhe jetzt aber auch sportliche Probleme. Als 1973/74 die neue zweite Bundesliga gegründet wird, verzichtet der VfB aus bis heute unklaren Gründen auf einen Startplatz.

In der Folge kämpft die Mannschaft mit Motivationsproblemen, manche sprechen von der ‚Meuterei‘ einzelner Spieler. Diese können die Entscheidungen der Vereinsführung nicht nachvollziehen. In dieser Phase muss Lübeck sich neu für die jetzt drittklassige Regionalliga Nord qualifizieren. In der Qualifikationsrunde scheiterte man völlig überraschend an einigen Amateurmannschaften, wodurch die Teilnahme an der Regionalliga verpasst wird. Plötzlich findet sich Lübeck in der viertklassigen Landesliga Schleswig-Holstein wieder.

Diese Phase ist sehr strapazierend für den Klub. Durch die fehlende sportliche Klasse bleiben auch die Fans fern. Der VfB ächzt unter den finanziellen Problemen. Dennoch gehört man in den Jahren der Viertklassigkeit immer der Spitzengruppe an. 1977 gelingt dann der ersehnte Aufstieg in die Oberliga Nord.

Die Achtziger: Viertklassigkeit, eine HSV-Legende und ein Derby mit 12 Toren

In der Oberliga kann sich der Verein zunächst im Mittelfeld der Tabelle etablieren. Dennoch verpasst man es in dieser Zeit, die Mannschaft nachhaltig zu verbessern. 1983 erfolgt dann der erneute Gang in die Viertklassigkeit. Hier Verpflichtet man einen neuen Trainer, der den VfB Lübeck zu neuer stärke führen soll: HSV-Legende Peter Nogly. „Die Eiche“, gebürtiger Lübecker, absolvierte in seiner Karriere über 300 Bundesligaspiele für den Hamburger SV. Er wird unter anderem Deutscher Meister, Pokalsieger, sowie Landesmeister der Pokalsieger.

Leider reicht es unter Nogly nie ganz für den Aufstieg. Mehrfach scheitert man knapp in der Aufstiegsrunde. Ein Erfolgserlebnis kann man in dieser Zeit dennoch verbuchen. 1987 gelingt der Gewinn des Landespokals.

Ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins ist das bis heute vermutlich geschichtsträchtigste Derby der Historie des VfB. 1988 kommt es in der Liga zum Aufeinandertreffen mit Phönix Lübeck. In einem packenden Derby besiegt der VfB den FC Phönix mit 7:5. Dabei vielen acht Tore in der zweiten Halbzeit, in der Phönix in der 87. Minute den Ausgleich zum 5:5 erzielte. Dem VfB gelangen in der Nachspielzeit die entscheidenden Treffer zum Entstand.

Der VfB als Rekordmeister und ein erster Ausflug in den Profifußball

1993 gelingt dann der Wiederaufstieg in die Oberliga Nord. Durch die Jahre in der Amateurliga hat der Verein einen Großteil seiner Schulden getilgt, da man vermehrt auf den Nachwuchs gesetzt und so teure Gehälter eingespart hat. Nach 10 Jahren ist der Klub wieder drittklassig.

Der VfB wurde in dieser Zeit regelmäßig Meister der vierten Liga, schaffte aber bekannterweise nie den Aufstieg. Dadurch ist Lübeck stolzer Rekordmeister – in der höchsten Spielklasse Schleswig-Holsteins. Elf Meistertitel hat der Klub bis heute gesammelt.

In der drittklassigen Oberliga Nord konnte man schnell Fuß fassen. Bereits ein Jahr nach dem Aufstieg qualifizierte man sich für die neue Regionalliga Nord. 1995 wird dann zum Erfolgsjahr für die Lübecker. Unter Trainer Michael Lorkowski, der sich als Defensiv-Taktiker bewährt hat, gelingt völlig überraschend am letzten Spieltag durch ein 6:0-Sieg die Meisterschaft der Regionalliga. Damit ist die Mannschaft erstmalig für die zweite Bundesliga qualifiziert.

Zweite Liga: Stadionumbau und Abstieg

Der Aufstieg ist auch mit finanziellen Anstrengungen verbunden. Da das Stadion nicht für den Profifußball geeignet ist, muss der Verein viel Geld in die Hand nehmen. Hier wird die Spielstätte Lohmühle grundsaniert. Zudem wird ein neuer VIP-Bereich gebaut. Der Verein nimmt neue Kredite auf.

Die erste Spielzeit des Profifußballs startet Phänomenal für den Klub. Nach Siegen über Bochum, Mainz und Mannheim findet man sich im oberen Tabellendrittel wieder. Schon träumen die ersten von der Bundesliga. Schnell kommt man aber in der Realität an. Die Saison entwickelt sich eher schlecht für den VfB. Am 33. Spieltag kann dennoch der Klassenerhalt gefeiert werden.

Die folgende Saison 1996/97 verläuft von Anfang an deutlich schlechter. Bereits ab dem elften Spieltag kann man die Abstiegsränge nicht mehr Verlassen. Am Ende steht der Abstieg in die Regionalliga fest.

Rückkehr ins Profigeschäft unter Dieter Hecking und Pokalsensation

In der Folgezeit gilt Lübeck als eine der besten Mannschaften der Regionalliga, kann den Aufstieg aber nicht besiegeln. Das ändert sich erst Anfang der Zweitausender. Unter Dieter Hecking, der die Mannschaft 2001 übernimmt, gelingt 2002 der erneute Aufstieg in die zweite Bundesliga.

Auch hier kann man die Klasse zunächst halten. Unter anderem besiegt der VfB den FC St.Pauli 6:0 vor erstmalig ausverkauftem Haus. Am Ende der Spielzeit kann souverän die Klasse gehalten werden. Die Saison 2003/04 verläuft sportlich dann aber schwierig. Durch eine schlechte Rückrunde steht am letzten Spieltag der Gang in die Regionalliga fest. Hecking tritt zurück.

Dennoch ist die Spielzeit auch von historischem Erfolg geprägt. Die Lübecker marschieren erstmalig bis ins Halbfinale des DFB-Pokals. Nach einem Sieg über Hoffenheim kommt es im März 2004 zum Duell mit Werder Bremen um den Einzug ins Pokalfinale. Für das Spiel des Lebens Reisen 10.000 Lübecker Fans ins Weserstadion. Hier entwickelt sich ein wahrer Fußball-Krimi. Zweimal führen die Lübecker, zweimal gleicht der spätere Meister und Pokalsieger aus. Am Ende verliert der VfB bitter mit 2:3 nach Verlängerung.

Der Niedergang: Insolvenzen und Zwangsabstieg

Auch in den nächsten Jahren ist man immer wieder dicht dran am Aufstieg. Dieser kann jedoch nicht besiegelt werden. 2008 entwickelt sich dann zum Horror-Jahr für den VfB Lübeck. Durch eine Platzierung in der unteren Tabellenhälfte verpasste man die Qualifikation für die neue dritte Liga. Der Verein war wieder viertklassig. Infolge dessen gab es einen drastischen Einbruch der Zuschauerzahlen. Der bereits angezählte Klub muss im April 2008 einen Insolvenzantrag stellen.

Trotz der finanziellen Schieflage sichert sich der Verein eine Lizenz für die viertklassige Regionalliga. Hier schafft man zwar den Anschluss an die Spitzengruppe. Mehrmals scheitert der VfB aber in den Aufstiegsrunden am Angstgegner Chemnitzer FC.

Die erste Insolvenz kann 2011 mithilfe der Stadt überwunden werden. Die Verschnaufpause ist nur von kurzer Dauer. Bereits im nächsten Jahr geht der Klub wieder in die Insolvenz. Die Lage ist prekär: Mit einem Schuldenstand von einer halben Million Euro kann nur durch Sponsoren und Spender die Zahlungsunfähigkeit verhindert werden. Trotzdem wird ein Insolvenzverfahren eröffnet. Durch dieses steigt der VfB Lübeck 2013 zwangsweise in die fünftklassige Schleswig-Holstein-Liga ab.

Der VfB Lübeck: Unbesiegbar

Die Zukunft sieht düster aus. Finanziell und sportlich abgeschlagen, wagt man in der Fünftklassigkeit den Neustart. Bereits im folgenden Jahr gelingt der Aufstieg in die Regionalliga Nord. In dieser Spielzeit war der VfB ungeschlagen. Der Verein kann in dieser Zeit auch seine finanzielle Situation stabilisieren.

In den letzten Jahren hat sich der VfB aus der Versenkung gekämpft. 2020 gelang sogar eine kurze Rückkehr in die dritte Liga. In dem Jahr verlor man zwar bitter das Landespokalfinale gegen einen Oberligisten und stieg erneut ab. Dennoch war mit dem VfB Lübeck im Profigeschäft auch längerfristig wieder zu rechnen.

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Die letzten Jahre waren turbulent für den norddeutschen Traditionsverein. Momentan stehen die Lübecker auf dem fünften Tabellenplatz der Regionalliga Nord, Staffel Nord. Nach einem zuletzt wichtigen Sieg im Krisenduell mit Altona 93 hat die Mannschaft wieder Aufwind. Zuletzt konnte man sich auch deutlich gegen Ligakonkurrenz Heider SV im Halbfinale des Landespokals durchsetzen. Ob es dem Klub gelingt, bald wieder in den Profifußball zurückzukehren, erfährst du bei ELBKICK.TV!

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