Rund 87.000 Zuschauer im Stadion und knapp 18 Millionen deutsche TV-Zuschauer. Nicht nur das Finale der Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2022 in England war in vielerlei Hinsicht ein voller Erfolg – trotz der 1:2-Niederlage der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft. Die 13. Austragung des europäischen Kontinentalwettbewerbs brach unzählige Rekorde und brachte dem Frauenfußball einen nie da gewesenen Erfolg. Trotz des großen Interesses in diesem Sommer gibt es an vielen Stellen noch Nachholbedarf – vor allem in der Hauptstadt. Seit über zehn Jahren wartet man vergeblich auf Frauenfußball auf der höchsten Ligaebene. Dies soll sich nun ändern. Mit Union Berlin und Viktoria Berlin wollen zwei Traditionsvereine die Frauen-Bundesliga zurück in die Hauptstadt bringen. Wie das geschafft werden soll, welche Historie der Frauenfußball in und um Berlin hat und warum ausgerechnet ein US-amerikanischer Frauenfußballverein als Vorbild für Viktoria dient, erfährst du in diesem Artikel.

Zweimal aufgestiegen, zweimal direkt wieder abgestiegen – Berlins schwierige Beziehung zur Frauen-Bundesliga

Kaum zu glauben, aber wahr: Seit Einführung der eingleisigen Frauen-Bundesliga zur Saison 1997/98 gab es erst einen Frauenfußballverein aus Berlin, der in der höchsten deutschen Spielklasse der Frauen aktiv war: Tennis Borussia Berlin. Die „Lila-Weißen“ spielten 2002/03 und 2009/10 je für eine Saison in der Frauen-Bundesliga, allerdings mit eher mäßigem Erfolg. In der ewigen Tabelle des Fußball-Oberhauses der Frauen liegt TeBe auf dem vorletzten Platz aller Teams, die mindestens zwei Bundesligasaisons absolviert. Lediglich die Frauenmannschaft von Borussia Mönchengladbach schaffte das unrühmliche Kunststück, in zwei Spielzeiten nur sieben Punkte zu holen. Im Gegensatz dazu fuhren die Hauptstädter mit 27 Zählern fast viermal so viele Punkte ein.

Der zweite Bundesliga-Abstieg 2010 war gleichbedeutend mit dem Ende der Frauenabteilung beim Verein aus dem Berliner Ortsteil Friedrichshain. Von der Bundesliga ging es innerhalb von drei Jahren in die drittklassige Regionalliga Nordost. Zur Saison 2012/13 konnte TB Berlin keine Frauen-Mannschaft mehr melden und somit wurde auch auf das Startrecht in der Regionalliga verzichtet. Ausschließlich in Form einer Kleinfeld-Mannschaft wurde der Frauenfußball-Betrieb beim Berliner Traditionsverein fortgeführt, bis 2018 ebenfalls die Abmeldung erfolgte.

Fast hätte es ein zweiter Berliner Verein in die Frauen-Bundesliga geschafft

Seit über einem Jahrzehnt hält nun also schon die Durststrecke in der Hauptstadt an, obwohl es sportlich gesehen eigentlich einen zweiten Berliner Frauenfußballverein in der Bundesliga gegeben hätte. Fünf Jahre nach der letzten Bundesligasaison von TB Berlin feierte der 1. FC Lübars in der damaligen zweigleisigen 2. Bundesliga die Meisterschaft in der Gruppe Nord, was den Aufstieg in die höchste Spielklasse bedeutet hätte.

Trotz einer damals laufenden Kooperation mit Hertha BSC beantragte der Verein aus dem Berliner Ortsteil Lübars aufgrund von finanziellen Aspekten und der fehlenden Infrastruktur keine Zulassung für die Bundesliga. „Wir sind quasi nur ein Dorfverein mit eineinhalb kaputten Kunstrasenplätzen. Eigentlich ist es ein Wunder, dass wir so hochklassig spielen“, sagte der damalige Abteilungsleiter Andre Eggert gegenüber der Neuen Westfälischen. Es handelt sich um ein Problem, dass trotz der hohen Ligazugehörigkeit im Frauenfußball weit verbreitet ist.

Den 1. FC Lübars ereilte in der Folge ein ähnliches Schicksal wie Tennis Borussia Berlin. Nach dem Ende der Kooperation mit Hertha BSC und einer kurzfristigen Zusammenarbeit mit dem Berliner AK 07 kündigte der 1. FC ein Jahr nach der Zweitligameisterschaft den (un)freiwilligen Rückzug aus der 2. Bundesliga an – trotz eines starken fünften Platzes am Ende der Spielzeit. Abgewanderte Spielerinnen und ein dubioser Investor aus der Schweiz, der seiner versprochenen materiellen Unterstützung nicht nachkam, brachten den Verein in eine sportliche sowie finanzielle Schieflage.

Da die Lübarserinnen keine Regionalliga-Lizenz beantragten und fortan in der viertklassigen Berlin-Liga gespielt hätten, wurde zwei Jahre nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte der Spielbetrieb aufgrund von Spielerinnenmangel eingestellt. Zwar hätte der Verein diesen gerne fortgeführt, aber nach einer 0:12-Niederlage gegen BW Hohen Neuendorf in der ersten Runde des DFB-Pokals mit einer notdürftig zusammengestellten Mannschaft schien die sportliche Attraktivität nicht mehr gegeben. Auch ein letzter Aufruf seitens des Vereins brachte nicht das erhoffte Resultat. „Es haben sich null Komma null gemeldet“, so die damalige Geschäftsführerin Maja Bogs gegenüber der taz.

1. FFC Turbine Potsdam – Vom Champions-League-Sieger zur erweiterten Bundesligaspitze

Gerade einmal 30 Autominuten von der Berliner Siegessäule entfernt liegt die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam. Aufgrund der räumlichen Nähe wäre die Geschichte über den Berliner Frauenfußball nicht vollständig, wenn nicht mit Abstrichen der 1. FFC Turbine Potsdam eine Rolle spielt. Im Gegensatz zu den Berliner Frauenfußballvereinen gehört Turbine Potsdam zu den erfolgreichsten deutschen Frauenmannschaften.

Ein Foto aus erfolgreicheren Tagen: Die Spielerinnen von Turbine Potsdam nach dem UEFA-Cup-Triumph 2005 (Foto von: David Hermann)

Wirft man einen Blick auf die ewige Tabelle der Frauen-Bundesliga, so liegt der 1. FFC auf dem ersten Platz. Neben der höchsten Punkteausbeute im deutschen Oberhaus holten die Potsdamerinnen sechsmal die Deutsche Meisterschaft, dreimal den DFB-Pokal und zweimal den Champions-League-Titel. Vor allem die Jahre 2004 bis 2012 mit den engen Meisterschaftsduellen gegen den mittlerweile aufgelösten 1. FFC Frankfurt und den beiden international bedeutendsten Titeln gelten als die Glanzzeit von Turbine.

Bernd Schröder, der Potsdamer Erfolgsgarant

Synonym mit dem Erfolg der Potsdamerinnen ist vor allem ein Name zu nennen, Bernd Schröder. Schröder trainierte von der Gründung 1971 bis 2016, mit einer fünfjährigen Pause zwischen 1992 bis 1997, 40 Jahre lang die Frauenmannschaft von Turbine Potsdam. Neben seiner Trainertätigkeit war er unter anderem als Manager und im Vorstand aktiv. Bis heute ist der mittlerweile 80-Jährige als Ehrenpräsident eng mit dem Verein verbunden. Unter Schröder schaffte der 1. FFC den Sprung vom sechsmaligen DDR-Meister zum Vorzeige-Frauenfußballverein im wiedervereinigten Deutschland.

Der Wendepunkt in der Vormachtstellung von Potsdam und Frankfurt im deutschen Frauenfußball markierte die Saison 2012/13, ein Jahr nach dem letzten Meistertitel für Turbine. Mit dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München folgte die Wachablösung in der Frauen-Bundesliga. Seit eben jener Saison kam der Meister entweder aus Wolfsburg oder München. Dazu drängten mit Vereinen wie der TSG Hoffenheim oder Eintracht Frankfurt, die nach der Fusion mit dem 1. FFC Frankfurt das Startrecht in der Bundesliga übernahmen, weitere bekannte sowie finanzstarke Klubs in die Liga.

Zwar war Turbine Potsdam auch in der Folgezeit im Kreise der Meisterschaftskandidaten zu finden, ein weiterer Titel sprang nicht heraus. Durch die sportlich und finanziell attraktivere Konkurrenz mussten die Potsdamerinnen immer wieder wichtige Spielerinnen an die Konkurrenz ziehen lassen. So kam es, wie es kommen musste. Die Spielzeit 2015/16 beendete der sechsmalige Deutsche Meister auf Platz sieben, der schlechtesten Bundesliga-Platzierung unter Schröder. Es sollte seine letzte Saison an der Seitenlinie gewesen sein, danach zog er sich von seinen aktiven Ämtern zurück.

Trainer, Präsident und wichtige Spielerinnen verlassen den Verein

Sportlich ging es danach mit zwei dritten und vier vierten Plätzen wieder zurück in alte Gefilde, aber vor allem strukturell lief es alles andere als rund. Die abgelaufene Spielzeit beendeten die Potsdamerinnen erneut auf dem vierten Platz. Man hatte fest an einen Champions-League-Platz geglaubt, durch zwei Niederlagen am Ende der Saison gegen Frankfurt und Leverkusen verspielte man diesen jedoch. Dazu erreichte man das DFB-Pokalfinale, das mit 0:4 deutlich gegen den VfL Wolfsburg verloren ging.

Bis zum Sommer war Sara Agrez als Kapitänin von Turbine Potsdam in der Bundesliga am Ball. Zur neuen Saison wechselt sie zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg (Foto von: EL Loko)

Zu viel für den einst so erfolgreichen Traditionsverein. Erst wurde der Trainer, Ex-Hertha Profi Sofian Chahed, entlassen. Sechs Tage später folgte der Rücktritt von Rolf Kutzmutz, der insgesamt sieben Jahre als Präsident tätig war. Dazu verließen mit Kaptitänin Sara Agrez (VfL Wolfsburg), Top-Torschützin Selina Cerci (1. FC Köln), Melissa Kössler (TSG Hoffenheim), Gina Chmielinsk (FC Rosengård) sowie Dina Orschmann (Glasgow Rangers) wichtige Spielerinnen den Verein.

Vor dem Start in die neue Spielzeit im September steht Potsdam vor einem großen Umbruch. Mit Sebastian Middeke ist ein Trainer bereits gefunden, aber einen neuen Präsidenten gibt es noch nicht. Es stehen sportlich herausfordernde Zeiten vor dem zweimaligen Champions-League-Sieger. Das Ziel wurde dementsprechend angepasst: Statt dem europäischen Wettbewerb soll es das Tabellen-Mittelfeld werden.

Es hat den Anschein, als neigt sich die Zeit reiner Frauenklubs in der Fußball-Bundesliga dem Ende entgegen. In der höchsten deutschen Spielklasse gibt es neben Turbine Potsdam nur noch die SGS Essen, die nicht unter dem Dach von einem Männerklub ist. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in den Ligen darunter ab. Vor allem in Berlin und Umgebung könnte es mit den ambitionierten Projekten von Union Berlin und Viktoria Berlin in den kommenden Jahren zu einer Ablösung der Potsdamerinnen als die treibende Kraft im Frauenfußball im Großraum der Hauptstadt kommen.

Viktoria Berlin mit dem Angel City FC als Vorbild in die Frauen-Bundesliga

Im April dieses Jahres war es so weit. Der Angel City FC startete in seine erste Saison in der National Women’s Soccer League (NWSL). Was sich auf den ersten Blick als unspektakuläres Ereignis erweist, könnte sich als Meilenstein für den US-amerikanischen und womöglich weltweiten Frauenfußball entpuppen. Der Verein aus der millionenschweren US-Metropole Los Angeles ist der erste Frauenfußballverein in den USA, der von Frauen gegründet wurde und in der höchsten Spielklasse des Landes antritt.

Die Liste der Geldgeber ließt sich dabei wie das Who’s who der amerikanischen Hollywood- und Sportstars. Unter anderem gehören Oscar-Preisträgerin Natalie Portman sowie Eva Longoria und Jennifer Garner oder aber auch Sport-Größen wie Serena Williams, Lindsey Vonn oder Billie Jean King zu den Eignern. Das Ziel ist dabei so simpel wie ambitioniert: Gleichberechtigung im Sport. „Unsere Investments sollen sicherstellen, dass Frauen in einem Umfeld vertreten sind, in dem selbst der Frauen-Sport Männern gehört oder von Männern geleitet wird“, so Schauspielerin und Angel-City-FC-Eignerin Eva Longoria.

Damit aber nicht genug. Von der neuen Attraktion im Schatten des berühmten Hollywood-Schriftzugs soll auch die Allgemeinheit profitieren. Jeder Investor des Vereins verpflichtet sich, pro Jahr zehn Prozent seines Engagements an gemeinnützige Projekte zu spenden. Das so etwas außerordentlich gut bei der Bevölkerung ankommt, zeigte sich beim Dauerkartenverkauf vor der Saison. Insgesamt 15.300 Dauerkarten verkaufte der Angel City FC. Eine für den Frauenfußball astronomisch hohe Zahl.

Mit dabei ist auch eine Deutsche, Almuth Schult. Die ehemalige deutsche Nationaltorhüterin steht seit April beim Frauenfußballverein aus Los Angeles unter Vertrag. Für ihr USA-Debüt hat es bislang noch nicht gereicht. Aktuell muss sie sich hinter DiDi Haracic mit der Rolle als Nummer zwei begnügen.

„Ladies first“ lautet das Motto bei Viktoria Berlin

In welchem Kontext steht nun die Frauenabteilung von Viktoria Berlin zu einem US-amerikanischen Frauenfußballverein? Ganz einfach. Der Angel City FC gilt als Vorbild für die übernommene Frauenmannschaft des Fußballvereins aus dem Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf.

Die Idee stammt dabei von der Sportjournalistin Felicia Mutterer und der Unternehmerin Katharina Kurz. Beide engagieren sich seit Längerem für Themen wie Gleichberechtigung und Vielfalt im Sport und der Gesellschaft. Der Frauenfußball soll dabei eine tragende Rolle spielen. Ganz nach dem amerikanischen Vorbild möchten sie diese Werte einer breiteren Öffentlichkeit vermitteln. Das Ziel, so formulieren es beide, sei es „die deutsche Sportwelt nachhaltig verändern“.  Für die Erreichung dieses Ziels konnten Mutterer und Kurz weitere bekannte Gesichter gewinnen. Insgesamt sechs Gründerinnen hat der Verein. Neben den zuvor genannten Namen sind außerdem Unternehmerin Verena Pausder, Managerin Tanja Wielgoß, Marketing-Expertin Lisa Währer sowie die ehemalige deutsche Nationalspielerin Ariane Hingst an Bord.

Ausgerechnet Hingst werden sich jetzt einige denken. Die 43-Jährige spielte zehn Jahre lang beim 1. FFC Turbine Potsdam und hatte dort ihre sportlich erfolgreichste Zeit. Ihr damaliger Trainer Bernd Schröder adelte sie sogar als beste Spielerin, die er je trainiert hat. Nun könnte Hingst als Gründerin eine treibende Kraft hinter der Ablösung von Turbines als sportlich erfolgreichste Frauenfußballverein im Osten werden. Dass dies aber alles noch Zukunftsmusik ist, wird relativ schnell deutlich.

In fünf Jahren soll Viktoria Berlin in der Frauen-Bundesliga spielen

Zur neuen Saison geht die Frauenmannschaft von Viktoria Berlin in der drittklassigen Regionalliga an den Start. Mit der Ausgliederung der Frauenabteilung in eine eigene Fußball-GmbH wurde Anfang Juni ein wichtiger Meilenstein für das ambitionierte Projekt gelegt. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll der Verein aus Lichterfelde nicht nur in der Frauen-Bundesliga spielen, sondern laut den Gründerinnen auch „zu einer Marke werden“.

Die aktuelle Frauen-Mannschaft von Viktoria Berlin für die Spielzeit 2022/23 in der Regionalliga Nordost (Foto von: https://viktoria.berlin/)

Mithelfen soll bei diesen hochgesteckten Zielen Spielerberater Henner Janzen, der seit April als Berater der sportlichen Leitung im Verein aktiv ist. Janzen betreut seit knapp 20 Jahren Fußballspielerinnen, aktuell unter anderem die deutsche Nationalspielerin Melanie Leupolz, und kennt das Geschäft so gut wie wenig andere. Der Rechtsanwalt soll dabei vor allem professionelle Strukturen innerhalb des Vereins etablieren. Unter anderem bekommen die Spielerinnen ein festes Grundgehalt von 251 Euro. Im Vergleich zu den Gehältern der männlichen Regionalligaspieler ist dies natürlich Nichts. Primär soll es jedoch darum gehen, dass die Kickerinnen versichert sind, ein Novum in der Frauen-Regionalliga!

Als Pionierinnen auf diesem Gebiet hat Viktoria Berlin mittlerweile weitere Investorinnen für sich gewinnen können. So unterstützt beispielsweise die ehemalige deutsche Schwimmerin Franziska von Almsick das Projekt, während Ex-Justizministerin Brigitte Zypries als Botschafterin mit dabei ist.

Saisonauftakt gegen Union Berlin, ein Verein mit ähnlichen Ambitionen

An diesem Wochenende steht der langersehnte Saisonauftakt vor der Tür. Am Sonntag, den 28.08.2022, trifft Viktoria Berlin zum Stadtduell ausgerechnet auf Union Berlin. Anstoß ist um 14 Uhr im Stadion Lichterfelde. Dabei handelt es sich nicht nur um die erste Standortbestimmung, sondern auch um das Aufeinandertreffen zweier Vereine mit großen Zielen.

Union Berlin – Konservativer, aber mit den gleichen Zielen

Nicht weniger ambitioniert, aber dafür mit einem altbewährten Konzept geht auch die Frauenmannschaft von Union Berlin in dieser Spielzeit in der Regionalliga Nordost an den Start. Seit 1990 gibt es die Frauenabteilung bei den Eisernen. Der größte Erfolg der Unionerinnen war bislang der dreimalige Aufstieg in die zweite Bundesliga, zuletzt 2015/16. Länger als zwei Jahre blieb die Frauenabteilung des Herren-Bundesligisten jedoch nie im deutschen Oberhaus. Seit der Spielzeit 2017/18 spielt das Team ununterbrochen in der Regionalliga Nordost, in der man zuletzt den dritten Platz belegte.

Dies soll sich, wenn möglich, ab der kommenden Saison ändern. Neben Viktoria Berlin kündigten auch die Eisernen an, den Frauenfußball deutlich besser zu fördern. Dafür haben sich die Berlinerinnen mit Ailien Poese an der Seitenline hochkarätig verstärkt. Poese war bis vor Kurzem als sogenannter Match-Scout bei der Frauen-Europameisterschaft für die deutsche Nationalmannschaft im Einsatz. Die 37-Jährige hatte die Aufgabe, die kommenden Gegner der DFB-Auswahl zu analysieren. Dieses Know-how soll sie jetzt als erste hauptamtliche Trainerin bei Union Berlin nutzen, um den Verein perspektivisch in Richtung Frauen-Bundesliga zu führen.

Neu wird für sie dabei nur die Rolle an der Seitenlinie sein. Poese kennt Union Berlin bereits aus ihrer Zeit als Spielerin und angehende Trainerin. Von 1998 bis 2010 kickte sie bei der Frauenmannschaft der Eisernen und war im Rahmen der Fußballtrainierinnenausbildung 2016 zur Hospitation bei Union. Nun wird Poese die Geschicke selbst leiten.

Ein hohes Maß an Professionalisierung in der Frauen-Regionalliga

Die Rahmenbedingungen sind dabei deutlich professioneller als bei anderen Teams in der Regionalliga. „Alle Spielerinnen sind Vertragsspielerinnen, wir haben zwei hauptamtliche Trainer mit mir und Sven Gruel, dazu die angestellte Torwarttrainerin Laura Ketzer, ein hauptamtliches Teammanagement“, so die neue Cheftrainerin gegenüber dem rbb.

Die Frauen-Mannschaft von Union Berlin startet mit ambitionierten Zielen in die neue Spielzeit in der Regionalliga Nordost (Foto von: https://www.instagram.com/1.fcunionberlinfrauen/)

Der Schritt der Eisernen wird derweil auch von der direkten Konkurrenz begrüßt: „Es ist doch super, dass sich auch Union Berlin jetzt zum Frauenfußball bekannt hat und den Etat deutlich angehoben hat“, sagt Hingst zu der Entscheidung des Berliner Traditionsvereins und das, obwohl beide Mannschaften das ein und dasselbe Ziel haben. „Wir wollen uns in diesem Jahr um den Aufstieg in die 2. Liga kümmern“, gibt Poese selbstbewusst als Ziel aus. Wenngleich ein ähnlich ambitionierter Plan wie bei Viktoria Berlin nicht ausgegeben wurde.

Das Duell am Wochenende dürfte bereits als Vorgeschmack dessen dienen, was uns womöglich in den kommenden Jahren auf dem Weg in Richtung Frauen-Bundesliga erwartet. Eins ist jedoch sicher, die Frauen-Regionalliga Nordost ist um zwei Attraktionen reicher geworden. Fraglich ist nur, ob sich die Euphorie der Fußball-EM auch in den kommenden Jahren beibehalten lässt. Die ersten Bausteine für eine vermeintlich erfolgsversprechende Zukunft für den Frauenfußball in Berlin wurden gelegt. Und auch bei Hertha BSC werden die Pläne für eine eigene Frauenabteilung immer konkreter. Das Thema soll bei der nächsten Präsidiumssitzung ausführlicher diskutiert werden. Womöglich gibt es bald drei ambitionierte Berliner Traditionsvereine im Frauenfußball, ein mehr als nur positives Signal für den Sport.

Berlins bester Amateurfußball der Frauen bei KICK.TV

Noch sind Union und die Viktoria offizielle Amateurvereine in der Regionalliga. Als Videoplattform für den deutschen Amateurfußball wird es also KICK.TV sein, die euch die wichtigsten und mögliche Entscheidungsspiele der beiden Klubs am Ende der Saison zeigt. Darüber hinaus findest du bei uns jede Woche die spannendsten Amateurspiele aller Ligen der Nation. Von der Frauen-Regionalliga bis hin zur Kreisliga der Herren. Wir zeigen dir echte Typen, echte Stories und echte Emotionen. Abonniere also auf jeden Fall auch unseren YouTube-Kanal und verpasse nichts mehr!