Die Kickers haben die Bezeichnung ‚Traditionsverein‘ wirklich verdient: Noch heute spielt man im ältesten Stadion Deutschlands, Weltmeister wie Guido Buchwald oder Jürgen Klinsmann wurden hier ausgebildet. Außerdem spielte der ehemalige DFB-Pokalfinalist und Vizemeister schon von der Bundesliga bis zur Oberliga Baden-Württemberg in allen Ligen. Auch die Liste der Errungenschaften des Klubs sind lang. Wir möchten dir den Verein mit seiner ganzen Geschichte vorstellen. Viel Spaß mit den Stuttgarter Kickers im heutigen Vereinsportrait!

Die Entstehung der Stuttgarter Cickers: Eng verbunden mit dem VfB

Zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts wird in Deutschlands Fußballvereinen vor allem Fußball-Rugby gespielt. Diese frühere Version des Fußballs praktizierte auch der in Stuttgart beheimatete Cannstatter Fußball-Club, kurz CFC. Dies missfiel einer Reihe von Mitgliedern. Sie wollten lieber den nach englischem Standard und heute etablierten Assoziations-Fußball spielen. 21 Mitglieder des CFC kamen daraufhin in einem Stuttgarter Brauhaus zusammen, um die erste Satzung ihres neuen Vereins niederzuschreiben. Ihr Vorsatz: Kein Rugby, nur Fußball und Leichtathletik. Hiermit werden 1899 die Stuttgarter Cickers gegründet. Ihre Vereinsfarben orientieren sich an Viktoria Berlin, der Name ist nach Vorbild der Karlsruher Kickers gewählt.

Der klar formulierte Ausschluss der Sportart Rugby gefiel nicht allen Mitgliedern des neuen Vereins. Immer wieder versuchten diese auf Vereinssitzungen, die Satzung zu ändern. Nachdem das Unterfangen 1902 erneut scheiterte, traten die Mitglieder geschlossen zum FV 1893 Stuttgart über. Der wurde später, durch einige Fusionen, zum VfB Stuttgart. Das Ereignis ist bis heute Gegenstand der großen Rivalität beider Vereine.

Die Cickers etablieren sich sofort als eine der besten Fußballmannschaften Württembergs. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges wurde die Mannschaft ohne Unterbrechung Württembergischer Meister. Diese Dominanz begründete sich allerdings nicht (nur) auf sportlicher Überlegenheit. Teilweise fanden sich einfach keine Gegner für die Stuttgarter Cickers.

Eine Schirmherrschaft lässt den Verein weiter wachsen

Der sportliche Höhepunkt dieser Zeit war der Gewinn der süddeutschen Meisterschaft im Jahr 1908. Hierdurch qualifizierte sich die Mannschaft für die Deutsche Meisterschaft, wo man nach klaren Siegen gegen Freiburg und Duisburg im Finale Viktoria Berlin unterlag.

Durch diesen überregionalen sportlichen Erfolg erlangte der Verein größere Bekanntheit. Im Zuge dessen übernahm der damalige Herzog von Württemberg die Schirmherrschaft über den Verein. In dieser Zeit wurden die Stuttgarter Cickers, auch aus gesellschaftlicher Sicht, schnell zum wichtigsten Klub der Stadt. Bis 1924 wuchs er auf über 2000 Mitglieder an. Um die nun umfangreiche sportliche Betätigung zu untermauern, erfolgte 1920 die Umbenennung von ‚Stuttgarter Cickers‘ zu den ‚Stuttgarter Kickers‘.

Weltkriegsjahre und die goldene Zeit des „Hundert-Tore-Sturms“

Bis in die frühen Dreißigerjahre waren die Kickers das dominierende Team im Süden Deutschlands. Bis heute wurde der Klub 24-mal Württembergischer Meister. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Vereine der Stadt gleichgeschaltet. Langsam begann auch die Vormachtstellung der Stuttgarter Kickers zu bröckeln. Das Feld der Konkurrenten verdichtete sich. Vor allem der VfB Stuttgart, welcher 1935 bis ins Finale der deutschen Meisterschaft vordrang, sorgte für einen spannenden Wettstreit. In der Gauliga Württemberg entwickelte sich in der Zeit des dritten Reiches ein Stuttgarter Stadtduell der beiden großen Klubs, die die Württembergische Meisterschaft in dieser Zeit regelmäßig unter sich ausmachten.

Nachdem der Spielbetrieb 1945 eingestellt worden war, trafen sich ein Jahr später Vertreter von sechzehn süddeutschen Spitzenclubs. Auf ihr bestreben wurde die neue „Süddeutsche Oberliga“ gegründet. Die dominanten Vereine der ersten Jahre waren die beiden Stuttgarter Klubs, sowie der 1. FC Nürnberg.

In den unmittelbaren Nachkriegsjahren erlebten die Stuttgarter Kickers eine goldene Zeit. In der Saison 1947/48 schoss die Mannschaft rekordverdächtige 113 Tore. Zu den Heimspielen kamen Zehntausende Zuschauer. Aufgrund von politischen Spannungen zwischen den Besatzern verpasste man jedoch die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Um der Teilung Deutschlands wenigstens Sport-politisch entgegen zu wirken, hatten die Kickers das nachsehen gegenüber einem Ostverein, welcher ohne Qualifikation teilnehmen durfte.

Die spielerisch eigentlich starke Mannschaft des „Hundert-Tore-Sturms“ konnte an den Erfolg in den nächsten Jahren nicht mehr anknüpfen. 1950 erfolgte der erste Abstieg der Vereinsgeschichte in die zweite Division Süd.

Glorreiche Jugendarbeit – Talente um Buchwald und Klinsmann

In den folgenden Jahrzehnten gelang zwar noch einmal eine längere Rückkehr in die Oberliga. Die Kickers spielten jetzt aber bereits die kleinere Rolle im Stuttgarter Fußball. In den 1970er Jahren schaffte man trotzdem die Qualifikation für die neue zweite Bundesliga. Doch der kaum attraktive Fußball sorgte dafür, dass auch die Zuschauerzahlen des Vereins immer weiter abnahmen.

Eine kleine Trendwende deutete sich an, als die schon damals ausgeprägte Jugendarbeit des Vereins erste Früchte trug. Ab beginn der 1980er Jahre spielte der spätere Weltmeister Guido Buchwald in der ersten Mannschaft. Buchwald war vorher mit der Jugendmannschaft der Kickers Deutscher Meister der A-Jugend geworden. Mit dem Defensiv-Strategen verbesserten sich die sportliche Leistungen augenblicklich.

1981 durfte ein weiteres, sehr junges Talent Luft bei den Profis schnuppern. Das Kickers-Eigengewächs Jürgen Klinsmann gab mit 17 Jahren sein Debüt in der 2. Bundesliga. In der folgenden Saison 1982/83 fand sich die Mannschaft in der Spitzengruppe der Tabelle wieder. Klinsmann und Buchwald waren bereits Führungsspieler der Mannschaft. Der Aufstieg in die Bundesliga schien lange möglich. Durch einen Einbruch der Leistungen wurde man letztlich fünfter.

Historisches Pokalfinale und der Ausflug in die Bundesliga

Die Jahre danach waren schwierig für den Verein. Da der Sprung ins Oberhaus des Deutschen Fußballs mehrfach knapp verpasst wurde, konnten die Top-Talente um Buchwald und Klinsmann nicht gehalten werden. Besonderes bitter: Die beiden genannten wechselten in der folgenden Zeit zum erbitterten Rivalen VfB Stuttgart.

Trotz dieser Rückschläge entwickelte sich die Saison 1987 zu einem absoluten sportlichen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Durch Siege bei Tennis Borussia Berlin und Borussia Neuenkirchen erreichte man die dritte Runde des DFB-Pokals. Das Spiel gegen Tabellenführer Hannover 96 gewannen die Kickers 2:1. Nach weiteren Siegen gegen Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf kommt es für die Stuttgarter Kickers am 20. Juni 1987 zum größten Tag der Vereinsgeschichte. Vor 76.000 Zuschauern im Berliner Olympia-Stadion trifft der Klub im Finale des DFB-Pokals auf den Hamburger SV. Nachdem das Wunder durch eine frühe Führung der Stuttgarter greifbar scheint, gewinnt der HSV schlussendlich 3:1. In der Vereinshistorie bleibt es trotz der Niederlage ein besonderer Tag.

1988/89 gelang dann auch endlich der Aufstieg in die Bundesliga. Die Mannschaft wurde dennoch nur punktuell durch neue Transfers verbessert. Letztendlich stellte sich der Aufstieg in die erste Liga als „Ausflug“ heraus. Am Ende der Saison war mit dem 17. Tabellenplatz der Abstieg besiegelt.

Der langsame Abstieg des Vereins und das „Blaue Wunder“

Ein weiterer ‚Besuch‘ in der Bundesliga zwei Jahre später 1991 blieb ebenfalls ohne nennenswerte Folgen. Immer wieder kam es in der Folgezeit zu Trainerwechseln. Dies sorgte für fehlende Konstanz in der Mannschaftsleistung. Der Klub steckte immer wieder im Tabellenkeller fest. Daran konnte auch ein weiteres Talent der eigenen Jugend nichts ändern. Fredi Bobic, in der Jugend sowohl für die Kickers als auch für den VfB aktiv, spielte insgesamt zwei Jahre für die Profiabteilung des Klubs. Auch seine 26 Tore in 62 Spielen brachten keine nennenswerte Besserung. Bobic verließ den Verein in Richtung erste Bundesliga – zum VfB Stuttgart. Die Kickers verloren einmal mehr eines ihrer jungen Talente an den „großen“ Klub der Stadt.

Die nächsten Jahre entwickelten sich schwierig für die Stuttgarter Kickers. Ohne echte Perspektive, landeten die „Blauen“ am Ende der Saison meist im unteren Mittelfeld der Tabelle. Der letzte Spieltag der Saison 1999/00 entwickelte sich zu einem hochdramatischen Ereignis der Fußballgeschichte. Durch ein Unentschieden gegen den Karlsruher FC waren die Stuttgarter weiter nicht gerettet. Der FC St. Pauli als direkter Abstiegskonkurrent rettete sich durch ein Unentschieden in der 90. Spielminute bei Rot-Weiß Oberhausen. Die Kickers waren durch dieses Tor, welches St. Pauli ein besseres Torverhältnis bescherte, in die Regionalliga abgestiegen.

Was danach geschah gilt in der Vereinshistorie auch als „Blaues Wunder“. Zehn Tage nach dem sportlichen Abstieg wurde dem Ligakonkurrenten Tennis Borussia Berlin die Lizenz entzogen. Dadurch rückte der Klub über die Linie, und war de Facto nicht abgestiegen. Die Freude war nur von kurzer Dauer. Durch die verkürzte Planungsphase, den ohnehin großen Problemen des Vereins, konnte bis zum Saisonstart keine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt werden. Der Abstieg in die Regionalliga war für die nächste Saison besiegelt.

Pokalschreck und Nationaltrainer

Die Stuttgarter Kickers galten schon früh als Pokal-Schreck. Auch die schon schwierige Saison vor dem Abstieg verlief im Pokal phänomenal. In der ersten Runde des Pokals besiegte man den damaligen Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund sensationell mit 3:1. Nach weiteren Siegen gegen Arminia Bielefeld und den SC Freiburg traf der Klub im Halbfinale auf den SV Werder Bremen. In einem echten Pokalfight Spiel unterlag man den Norddeutschen nach Verlängerung mit 1:2.

Die Stuttgarter Kickers haben, ähnlich wie das Portfolio an jungen talentierten Spielern, auch eine Reihe erfolgreicher Trainer hervorgebracht. Der Verein gab sofort das Ziel Wiederaufstieg aus. Nach einem völlig verkorksten Saisonstart, was in der Entlassung des Cheftrainers endete, übernahm Marcus Sorg. Dieser war zum damaligen Zeitpunkt Assistenztrainer der Blauen. Der Heutige Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft schaffte es, das Team zu stabilisieren und einen weiteren Abstieg zu verhindern.

Robin Dutt verhindert den Absturz – Vorerst

Zur Saison 2002/03 war der Verein am Boden. Nur in letzter Sekunde konnte eine drohende Insolvenz abgewendet werden. Der neu verpflichtete Cheftrainer konnte keine Akzente setzten und wurde entlassen. Aus der finanziellen Not heraus wurde der damalige Co-Trainer als neuer sportlicher Leiter eingesetzt: Robin Dutt. Der spätere Bundesligatrainer und Sportdirektor des DFB schaffte es, die schwer angeschlagenen Kickers vor dem Untergang zu bewahren.

In den vier Jahren unter Cheftrainer Dutt gelang dem Klub fast der Aufstieg in die zweite Liga. In der Saison 2006/07 wurde man am Ende dritter, zudem besiegte man unter anderem den Hamburger SV im Pokal. Dutt wechselte im Anschluss an die Saison zum SC Freiburg.

Diese Zeit markierte den Wendepunkt für den Verein. In den folgenden Jahren konnten die Kickers zwar noch einmal Jubeln, als man 2008 die Qualifikation für die neue, Eingleisige dritte Liga schaffte. In der folgenden Saison erfolgte sofort der erstmalige Abstieg des Vereins in die Viertklassigkeit. Nach dem vorläufigen Tiefpunkt stiegen die Stuttgarter Kickers 2018 sogar in die fünftklassige Oberliga Baden-Württemberg ab.

Die Kickers heute – Das älteste Stadion Deutschlands als gutes Omen?

Die glorreichen Zeiten der Stuttgarter Kickers gehören der Vergangenheit an. Als einer der ersten Fußballvereine Deutschlands und Süddeutscher Dauermeister erlebte der Klub eine goldene Ära. Auch wenn Spieler, Trainer und Erfolge kamen und gingen: Das Stadion blieb.

Das heutige „GaZI-Stadion auf der Waldau“ gilt als die älteste, noch genutzte Spielstätte der Bundesrepublik. 1905 erbaut, erlebte das Stadion alle Höhen und Tiefen des Vereins. Bis auf einige Umbauten, wie der neuen Haupttribüne und generellen Sanierungsarbeiten ist der „Kickers-Platz“ erhalten geblieben. Vielleicht kann diese Beständigkeit als gutes Omen für die Zukunft gewertet werden. Frei nach dem Motto: ‚Alles wechselt, nichts vergeht‘.

Der Amateurfußball bei KICK.TV!

Momentan läuft es gut für die Stuttgarter Kickers. Mit 9 Siegen und einem Unentschieden aus den letzten 11 Spielen ist die Mannschaft von Trainer Mustafa Ünal aktuell Tabellenzweiter in der Oberliga Baden-Württemberg. Die Marschrichtung ist klar: Langfristig soll die Rückkehr in den Profifußball erfolgen. Wir würden uns freuen und verfolgen gemeinsam mit euch die weitere Zukunft der traditionsreichen Stuttgarter Kickers!

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