Eine historische Spielstätte, Bundesliga-Gründungsmitglied, Deutscher Vizemeister und nun der Amateurbereich. Der SC Preußen Münster ist ein Traditionsverein wie er im Buche steht, doch der große sportliche Erfolg hält sich schon seit längerem aus der Domstadt fern. Als feste Größe in der Regionalliga West und mit einem geplanten Stadion-Neubau können die Münsteraner jedoch optimistisch in die Zukunft schauen. Begleite uns im heutigen Vereinsportrait und erfahre alles, was du über die Preußen wissen solltest.

Die Anfänge des SC Preußen Münster – Ein Schülerklub auf einem Armee-Platz

Im April 1906 wurde der Klub als „FC Preußen” von Schülern des Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasiums gegründet. Der genaue Grund für den Namen ist nicht bekannt. Da Münster seit Anfang des 19-Jahrhunderts dem Königreich Preußen angehörte, gehen Fußballhistoriker von patriotischen Gründen aus. Bevor der FCP seine erste eigene Anlage besaß, spielte Preußen auf einem Exerzierplatz der Armee. 

Das erste Spiel der Preußen fand am 24. Juni 1907 statt und konnte mit einem 5:0 Heimsieg gegen Lokalrivalen FC Osnabrück gefeiert werden. Schon ein Jahr später stiegen die Preußen in die A-Klasse auf, 1914 wurde der Verein das erste Mal Westfalenmeister. 

Die erfolgreichste Zeit und der Umzug in das Preußenstadion

In den Folgejahren waren die Preußen immer in der A-Klasse vertreten, 1921 und 1923 holte der Klub zwei weitere Male die Westfalenmeisterschaft. Zur selben Zeit wurde der Verein in „Sportclub Preußen” umbenannt. Die Grün, Schwarz und Weißen Münsteraner wurde 1925 außerdem Teil der deutschen Rundfunkgeschichte, als das Spiel gegen Erzrivale Arminia Bielefeld live im Radio kommentiert wird. Ein Jahr später wechseln die Preußen dann an die Hammer Straße, das Preußenstadion ist noch bis heute das Zuhause des „Sportclubs“.

Der 100.000-DM-Sturm

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Preußen lange erstklassig. Einen großen Teil dazu steuerte die Finanzspritze des Bauunternehmers Josef Oevermann bei. Als Fußballobmann beim SCP schaffte es der Münsteraner, mehrere Top-Angreifer in die Domstadt zu locken. Unter ihnen Rechtsaußen und Nationalspieler Felix Gerritzen, Dortmunds damaliger Rekordschütze Alfred Preißler und Angreifer „Sigi” Rachuba. Letzterer spielte ganze zehn Jahre für die Preußen und ist mit 97 Treffern Münsters erfolgreichster Erstliga-Torschütze. 

Insgesamt erzielte der 100.000-Deutsche-Mark-Sturm mehr als 300 Tore für die Adlerträger, vier der sieben Offensivmänner kamen sogar auf über 100 Einsätze. Der Name „100.000-DM-Sturm” soll von einem Journalisten etabliert worden sein, welcher die unglaubliche Offensivpower der Preußen versuchte zu beschreiben.

Der Traum der Meisterschaft

Mit der geballten Angriffskraft wollte Oevermann in Münster Deutschlands beste Fußballmannschaft formen. Seine Hoffnungen wurden in der Spielzeit 1950/51 fast schon erfüllt. Als Zweiter der Oberliga zogen die Adlerträger in die Endrunde der deutschen Meisterschaft ein. In der Gruppenphase trafen die Domstädter auf den Hamburger SV, den 1. FC Nürnberg und Tennis Borussia Berlin. Die Gruppenphase blieb bis zum letzten Spieltag spannend. Nürnberg wies einen besseren Torquotienten als Münster auf und wäre für das Endspiel qualifiziert gewesen. Die Franken gewannen ihr letztes Spiel gegen den HSV klar mit 4:1. Die Münsteraner brauchten also einen Kantersieg bei der Tennis Borussia Berlin

Doch nach der ersten Halbzeit in Berlin schien alles verloren. Nach zwei frühen Toren von TeBe brauchte es ein wahres Wunder, um das Endspiel noch zu erreichen. Und die zweite Halbzeit brachte das Mirakel. Ganze sieben Tore erzielte der 100.000-DM-Sturm. Der Kantersieg war vollbracht, das Finale war erreicht. 

Münster im Endspiel!

Im ausverkauften Olympiastadion traf Münster auf den 1. FC Kaiserslautern. Die Preußen gingen sogar durch Gerritzen in Führung, ehe der spätere Weltmeister Ottmar Walter das Spiel drehte. Wieder zu Hause wurde der Vizemeister gefeiert wie der Sieger. Die Mannschaft zog durch die Stadt und wurde frenetisch gefeiert.

Oevermanns Traum der deutschen Meisterschaft sollte auch danach nicht in Erfüllung gehen. In den Folgejahren waren die Adlerträger nur noch Mittelmaß in der Oberliga Westfalen. Mit der Zeit brach auch der 100.000-DM-Sturm auseinander. Mehr als der Großteil der Angriffsreihe wurde schon vor 1956 transferiert.

Die Gründung der Bundesliga – mit Preußen Münster

Ende der 50er Jahre war Deutschlands Fußball im Vergleich zu den anderen Ländern Europas zurückgefallen. Die Lösung: Eine eingleisige erste Liga. Wer sich qualifizierte, hing nicht nur vom sportlichen Erfolg ab, sondern auch von der finanziellen Leistungsfähigkeit der jeweiligen Vereine. Die erste Liga war gefüllt mit den größten und besten Vereinen der Nation, einer von ihnen war der „Sportclub“.

Gleich am ersten Spieltag sollten die Domstädter einen Rekord aufstellen. Das erste deutsche Bundesligaspiel vor ausverkauftem Publikum gab es in Münster. Grund dafür war aber nicht nur die neue Profiliga, sondern auch der Gast. Uwe Seelers Hamburger SV besuchte gleich am ersten Spieltag das Preußenstadion. Genaue Zuschauerzahlen sind nicht bekannt, aber die Größe des Publikums wird auf 30.000-40.000 geschätzt. Nach einem unglücklichen Ausgleich endete das Premieren-Spiel mit 1:1. Auch die kommenden Partien sollten den Münsteranern nach Siegen gegen Duisburg und Stuttgart Hoffnung geben.

Doch die fehlende Qualität wurde von Spieltag zu Spieltag offensichtlicher. Schon nach der ersten Saisonhälfte belegten die Domstädter den vorletzten Platz. Am Ende der Spielzeit konnte nur der 1. FC Saarbrücken weniger Punkte sammeln. Die Saison ist wohl die prägendste der Vereinsgeschichte. Als einziges Bundesliga-Gründungsmitglied spielten die Preußen nach dem direkten Abstieg nie mehr erstklassig. 

Der erste deutsche dunkelhäutige Nationalspieler – Erwin Kostedde

Mittelstürmer Erwin Kostedde sollte später in die Geschichtsbücher eingehen. Die ersten Schritte im deutschen Profifußball machte der Stürmer für das Team seiner Heimatstadt, Preußen Münster. Ganze 35-mal spielte Kostedde für Preußens erste Mannschaft, ehe er zum MSV Duisburg wechselte. Später in seiner Karriere wurde der 1,77 m-große Münsteraner Torschützenkönig in der ersten belgischen und französischen Liga und erzielte das Tor des Jahres 1974. Kostedde wurde während seiner Karriere zum ersten deutschen dunkelhäutigen Nationalspieler und gehört ohne Zweifel zu einem der bedeutendsten Namen, welcher für die Adlerträger auflief.

Sein Profi-Debüt kommt zwei Jahre nach dem Bundesliga Abstieg von 1964, in der 2. Liga. Im folgenden Jahrzehnt scheint es so, als hätten die Preußen ihr Level gefunden. Zwischen Aufstiegsambitionen und Tabellenmittelfeld verbringen die Münsteraner insgesamt 17 Spielzeiten am Stück zweitklassig.

Das Ende der Aufstiegsambitionen 

Drei Millionen Mark Schulden und 215.000 Mark Schwarzgeld sollen Präsident Günter Wellerdieck und Kassenwart Alfred Balkau zwischen Juli 1975 und November 1977 erwirtschaftet haben. Es folgt der Rücktritt sämtlicher Vorstandsmitglieder des SCP. Für eine Schwarzkartenäffare müssen Wellerdieck und Balkau außerdem noch 25.000 Mark Strafe zahlen und werden vom DFB über drei Jahre von jeglicher Vorstandstätigkeit gesperrt. 

Durch einen gerichtlichen Vergleich und Spenden vieler Preußen-Fans wird der Schuldenberg auf 700.000 DM gesenkt. Doch durch die finanziellen Rückstände sind die Aufstiegsambitionen hinüber. Folglich konnte die Bundesligalizenz nicht mehr bezahlt werden. Einige Spieler verlängerten ihre Verträge nicht und mehreren Mitarbeitern wurde das Gehalt gekürzt. Die sportliche Qualität sinkt weiter. Der folgende Abstieg 1982 in die damalig drittklassige Oberliga Westfalen war nur eine Frage der Zeit.

1989 – der Beginn einer Rivalität

Erst 1987/88 spielen die Adlerträger in der Oberliga Westfalen wieder um den Aufstieg mit. Trotz erstem Platz scheitert man allerdings in der Aufstiegsrunde. Gleichzeitig steigt die DSC Arminia Bielefeld aus der 2. Liga in die Oberliga Westfalen ab. Für die DSC und die Preußen gab es nur ein Ziel, den Aufstieg. Am letzten Spieltag der Folgesaison entreißen die Münsteraner den Bielefeldern die schon sicher geglaubte Oberligameisterschaft. Münster steigt auf und lässt die Arminia zurück. 

Eine echte Rache sollte die DSC nie bekommen. Nach dem erneuten Abstieg der Münsteraner in die Oberliga bleibt das Duell mit Bielefeld einseitig. Dreimal gewinnen die Preußen sogar mit 3:0. Die Spiele zwischen den beiden Rivalen werden stetig von Gewalt vor und in den Stadien geprägt. 1995 ist es damit aber zunächst vorbei. Die Arminia steigt auf und lässt die Preußen zurück. Bis 2011 müssen die Fans beider Vereine auf das nächste Derby warten. 

Zurück im Profifußball

Statt der Rückkehr zu altem Glanz geht es für den SC Preußen Münster weiter bergab. Nach dem erstmaligen Abstieg in die Viertklassigkeit 2005/06, tragischerweise zum 100. Geburtstag des Vereins, verpasst man fünf Spielzeiten in Folge den Wiederaufstieg. Die 3. Liga wird erst wieder 2010/11 erreicht. Abgesehen von gefeierten Derbysiegen gegen den VfL Osnabrück und DSC Arminia Bielefeld bringt die Profiliga nicht den ersehnten langjährigen sportlichen Erfolg.

Neben einem kompletten Wechsel in der Führungsebene des Vereins bringen die 10er Jahre außerdem noch die Ausgliederung der Profisport-Abteilung des Vereines in eine Kapitalgesellschaft. Das Ziel der Ausgliederung war es, den Verein zu professionalisieren. Am Ende der Drittligasaison 2019/20 stehen die Adlerträger allerdings wieder auf einem Abstiegsplatz und landen erneut in der Viertklassigkeit.

Die Zukunft des SCP – Dranbleiben mit KICK.TV

Das klare Ziel des „Sportclubs“ ist mehr Stabilität und sportlichen Erfolg in den nächsten Jahren. Als Resultat ist auch die Jugendarbeit noch mehr in den Fokus gerückt. Sowohl die A-Junioren, als auch B-Junioren spielen jeweils in der Junioren-Bundesliga. Zudem ist für noch bessere Voraussetzungen der Ausbau des Trainingsgeländes geplant. Neben der Trainingsanlage, ist auch der Neubau des Stadions in Planung. Die Fans der Adlerträger arbeiten schon lange an einem Konzept für das neue Preußenstadion. Zu den Forderungen gehören unter anderem eine Stehplatztribüne und Gender-neutrale Toiletten. Läuft alles nach Plan, soll der Umbau 2027 fertig sein. Geht es nach den Fans, soll bis dahin auch wieder Profifußball an der Hammer Straße zu sehen sein.

Zurzeit steht der SCP auf Rang drei der Regionalliga West. Die Hoffnung auf den Aufstieg bleibt bestehen. Unter anderem konnte man dieses Jahr auch im Traditionsduell gegen den Bonner SC drei Punkte holen. Auch gegen andere Traditionsvereine Westfalens überzeugten die Adlerträger, wie beim 2:0 gegen Alemannia Aachen.

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