Im Alter von 63 Jahren ist der WM-Held von 1990 Andreas “Andi” Brehme in der Nacht vom 20. Februar 2024 unerwartet an einem Herzstillstand gestorben. Wir blicken zurück auf den Spieler, der Deutschland einst mit seiner Beidfüßigkeit zum WM-Titel schoss. 

Am 9. November 1960 in Hamburg geboren, schloss sich Brehme bereits mit fünf Jahren seinem Heimatverein Barmbek-Uhlenhorst an und wagte mit 19 Jahren den Sprung zum 1. FC Saarbrücken in die zweite Bundesliga. In Deutschland spielte der vielseitig einsetzbare Linksverteidiger außerdem für Kaiserslautern und den FC Bayern München, ehe er 1988 für vier Jahre für Inter Mailand auflief. Hier spielte er mit Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann zusammen und gewann während seiner Zeit in Italien unter anderem einen Meister- und einen UEFA-Cup-Titel. 

Über die Zwischenstation Real Saragossa kehrte Brehme 1993 für fünf Jahre zum 1. FC Kaiserslautern zurück und beendete seine Karriere mit 38 Jahren. 105 Torbeteiligungen konnte der Außenverteidiger in 613 Spielen auf Vereinsebene sammeln – ein beachtlicher Wert für einen Defensivspieler. Den meisten wird Andi Brehme jedoch für seine Leistungen in der Nationalmannschaft in Erinnerung bleiben. 

Nach zwei verlorenen WM-Endspielen in Folge (1982 1:3 gegen Italien und 1986 2:3 gegen Argentinien) reiste die DFB-Auswahl rund um das Mailänder Trio Brehme, Matthäus und Klinsmann mit hohen Erwartungen zur WM 1990 nach Italien. Nach einer furiosen Gruppenphase (7 Punkte und 10:3 Tore) traf man im Achtelfinale auf die Niederlande. Brehme steuerte ein Tor zum 2:1-Sieg Deutschlands bei und auch das Viertelfinale wurde gewonnen – diesmal mit 1:0 gegen die Tschechoslowakei. 

Somit stand man im Halbfinale gegen England, wo Brehme in der regulären Spielzeit per Freistoß zum zwischenzeitlichen 1:0 traf (Endstand 1:1), ehe er im Elfmeterschießen die Nerven behielt und mit seinem verwandelten Elfmeter zum dritten WM-Finaleinzug Deutschlands in Folge beitrug. Dies hatte keine Nationalmannschaft zuvor geschafft.

Es kam also zur Finalwiederholung Deutschland gegen Argentinien – ein weiteres Novum bei einer Weltmeisterschaft. Die argentinische Auswahl rund um Diego Maradona hatte sich durch zwei gewonnene Elfmeterschießen im Viertel- und Halbfinale ins Endspiel gekämpft, und der Matchplan der Argentinier war von der ersten Minute an klar: Mit allen Mitteln versuchen, das Spiel ins Elfmeterschießen zu retten. Dies ging bis zur 84. Minute gut, ehe Rudi Völler vom Argentinier Pedro Troglio im Strafraum zu Fall gebracht wurde. 

Für den Elfmeter war eigentlich Lothar Matthäus als Schütze vorgesehen. Klaus Augenthaler, der im Finale als Innenverteidiger auflief, verriet 2010, warum stattdessen Brehme die Verantwortung übernahm. “Eigent­lich war Lothar vor­ge­sehen. Ihn hatte aber der Mumm ver­lassen. Da war klar, dass Andy als sicherer Schütze ran muss. Kaum jemand konnte so genau, sicher und hart schießen. Er hat oft im Trai­ning aus Spaß noch ein paar Elfer geschossen. Das hin­ter­ließ seine Spuren.” Folgerichtig verwandelte Brehme den Elfmeter – mit seinem rechten Fuß. Eine Technik, die sich der eigentliche Linksfuß vor der WM 1990 aneignete, hatte er noch bei der WM 1986 im Elfmeterschießen gegen Mexiko mit links verwandelt. 

Brehme wurde zum deutschen WM-Held und Franz Beckenbauer wurde zum Ersten und bis heute Einzigen, der die Weltmeisterschaft sowohl als Spieler als auch als Trainer gewinnen konnte. Insgesamt stehen für Brehme acht Tore in 86 Länderspielen zu Buche – sein Elfmeter gegen Argentinien als zweifellos bekanntestes dieser acht.

Neben seiner beinahe unnachahmlichen Beidfüßigkeit zeichnete sich Brehme vor allem durch seine technischen und taktischen Fähigkeiten aus. Bei Standards stellte er immer eine Gefahr da, egal ob mit links oder rechts. Sicher und ruhig am Ball mit einem guten Auge für den besser postierten Mitspieler. Außerdem war das Defensivverhalten eine große Stärke des gebürtigen Hamburgers, wie Augenthaler sich erinnert: “Sein Abwehr­ver­halten war stark. Er war tak­tisch so gut geschult, dass die Gegen­spieler nur schwer an ihm vorbei kamen. Andy Brehme war als Spieler schwer aus­re­chenbar.”

Sein breit gefächertes Portfolio an Fähigkeiten ermöglichte Brehme außerdem, in mehreren Positionen und Rollen eingesetzt zu werden. Primär auf der linken Seite zu Hause, wurde er zusätzlich vor allem während seiner Zeit bei Kaiserslautern als defensiver Mittelfeldspieler eingesetzt. Auch als Libero, Innen- und gar Rechtsverteidiger kam Brehme in seiner Karriere zum Einsatz, ohne dabei an Qualität einzubüßen. 

Deutschland verabschiedet sich am heutigen Tag von einem seiner vielseitigsten, verlässlichsten und legendärsten Nationalspieler. Er wird jedem Deutschen immer als Mann in Erinnerung bleiben, der mit seinen Leistungen 1990 dem DFB seinen dritten Stern bescherte und der den Fußball mit seiner einzigen Art und Weise bereicherte. 

Danke, Andi! Mögest Du in Frieden ruhen.