Nach insgesamt zehn Meistertiteln in Folge hat sich die Deutsche Fußball-Bundesliga zu einem Soloprogramm des FC Bayern München entwickelt. Doch schon im Sommer hofften viele Beobachter, dass der Abgang von Rekordtorjäger Robert Lewandowski dem Meister Probleme bereiten könnte. Das sollte sich jedoch zunächst nicht bewahrheiten. Jetzt, nach sechs Spieltagen zeigt die Tabelle ein ungewohntes Bild. 

An der Spitze thront mit Union Berlin ein ungewohnter Führender, gefolgt vom SC Freiburg. Auf Platz 5 steht Borussia Dortmund, das nach dem Abgang seines Stürmerstars Erling Haaland und der Erkrankung seines Ersatzes Sebastien Haller um seine Neuausrichtung ringt. Punktgleich auf Platz 3 steht mit dem FC Bayern München der haushohe Favorit auf den Titel. 

Achterbahn der Gefühle 

Der FC Bayern München hat in den letzten Wochen eine Achterbahn der Gefühle hinter sich. Nach dem erkämpften Abgang von Robert Lewandowski zu seinem Wunschverein FC Barcelona sahen bereits die ersten Experten schwarz. Die Tormaschine würde dem Deutschen Meister fehlen, schließlich schoss Lewandowski seine Treffer in München nach Belieben. Doch mit einer klugen Transferpolitik und einer spielerischen Neuausrichtung der Mannschaft überzeugten die Münchner vom Start weg. 

Das Torfestival in den ersten drei Spielen der neuen Saison drehte den Wind der öffentlichen Meinung. Plötzlich galt der Verein als Favorit in allen Bewerben. Doch jetzt ist Sand ins Getriebe gekommen. Die drei Remis gegen Borussia Mönchengladbach, Union Berlin und dem VfB Stuttgart standen so nicht auf dem Programm. Sie zeigten nicht nur die Schwächen im Klub auf, sondern führten auch zu einem neuen Tabellenführer in der Deutschen Fußball-Bundesliga. 

Eine herausfordernde Saison wartet 

In diesem Jahr unterbrechen die Fußballer die Spielzeit, um an der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar teilzunehmen. Wie sich das auf die Leistungsfähigkeit der Bayern-Stars danach auswirken wird, ist jedoch völlig offen, schließlich handelt es sich bei dem Turnier im Spätherbst um eine Premiere. 

Das kommt überraschend, schließlich wartet auf die Spieler des Serienmeisters eine herausfordernde Saison. Die Belastung der Stars nahm bereits in der Vergangenheit von Jahr zu Jahr immer weiter zu. Das zeigte Auswirkungen auf die Spielweise. Eine sportmedizinische Untersuchung aus Deutschland und England zeigte auf, dass die Spieler bei einer übermäßigen Belastung ihre Sturmläufe reduzieren. Diese sind jedoch zumeist eine Voraussetzung für Tore. Zu viel des Guten ist daher schlecht für das Endergebnis. Doch davon kann zumindest derzeit keine Rede sein, denn die Saison hat gerade erst begonnen. 

Die ehemaligen Underdogs trumpfen auf 

Blickt man aktuell auf die Tabelle der Deutschen Fußball-Bundesliga, dann finden sich im vorderen Drittel zahlreiche Überraschungen. Union Berlin sticht dabei als Tabellenführer ebenso hervor wie der Verfolger aus Freiburg. Der Spitzenreiter aus der Hauptstadt ist erst seit einigen Jahren in der Königsklasse des deutschen Fußballs aktiv und überrascht immer wieder aufs Neue. 

Zunächst als Fixabsteiger gehandelt, kämpfte sich der Aufsteiger durch und platzierte sich schnell deutlich vor dem Stadtrivalen Hertha BSC. Während der Platzhirsch im Vorjahr die Relegation mit letzter Kraft schaffte, erreichte Union Berlin sensationell Platz fünf und spielt in dieser Saison erstmals in der UEFA Europa League. 

Die hohen Ambitionen des Vereins reichen bis zum Frauenfußball, auch dort möchte man früher oder später im Oberhaus antreten. Daher will man den Frauenfußball bei Union Berlin zukünftig stärker fördern. Das Engagement des Schweizer Trainers Urs Fischer erwies sich als Glücksgriff. Er führte Union Berlin zunächst in die Deutsche Fußball-Bundesliga und danach in die Europaplätze. Zuletzt bekam der FC Bayern München die Cleverness zu spüren und ließ in Berlin zwei Punkte liegen. 

Der richtige Trainer, zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist auch das Erfolgsgeheimnis des SC Freiburg. Christian Streich ist seit zehn Jahren Trainer des Klubs und beweist seither, was mit Fleiß, Einsatz und dem richtigen Konzept möglich ist. Aktuell erlebt der Verein einen weiteren Höhenflug und lässt die Konkurrenz hinter sich. Doch auch Klubs wie FSV Mainz 05 oder der 1. FC Köln haben einen idealen Start in die neue Saison hingelegt und sich weit vorne in der Tabelle platziert. Sogar der Aufsteiger Werder Bremen hat die Kollegen aus Gelsenkirchen deutlich abgehängt und liegt mit Platz acht im guten Mittelfeld. 

Diese Entwicklung freut nicht nur die betreffenden Vereine, sondern auch die Fans des deutschen Fußballs. Zahlreiche Überraschungen bringen Spannung in die Königsklasse und tun dem Sport insgesamt gut.